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Sechste Kolumne

13. April 2014

Sieben Wochen glücklich scheitern

Ich hatte ja gedacht, ich würde es mir leicht machen. Anstatt auf etwas zu verzichten, einfach die ganz besonders leckeren Dinge essen: Produkte aus Fairem Handel und aus der Region – Sieben Wochen nachhaltig leben.

Das muss natürlich gut vorbereitet sein. Also mal eben Google bemüht, um herauszufinden, woher ich denn eigentlich weiß, welche Produkte fair gehandelt sind und woher sie kommen und wo ich diese Produkte überhaupt einkaufen kann. Nachdem ich mir sicher zu sein glaubte, meinen Wocheneinkauf weitestgehend regional und fair über die Bühne bringen zu können, stellt mich Ergebnis Nr. 42 meiner Google-Suche vor eine überraschende Erkenntnis: Es gibt auch Produkte, die man nicht essen kann.

Woher kommt eigentlich mein Laptop? Wer hat den zu welchen Bedingungen zusammengeschraubt? Wo kamen die Rohstoffe dafür her? Da gibt es leider keine praktischen Kennzeichnungen. Und meine neue Jeans war wohl auch nicht von ungefähr so günstig. Eine interaktive Karte der Fairtrade-Stadt Rostock verrät mir, dass es durchaus fair gehandelte Textilien in meiner Nähe zu kaufen gibt. Hmm, ganz schön aufwendig das alles. Ist es überhaupt möglich, konsequent nachhaltig zu leben? Ganze sieben Wochen lang?

„Herausforderung angenommen!“ denke ich mir. Das sollte doch zu schaffen sein. Zwei Klicks später erfahre ich, dass bei meiner Recherche allein durch Google schon 12,6 Wattstunden verbraucht wurden und dass es umweltfreundlichere Alternativen gibt. So schnell bin ich selten gescheitert. Dennoch, nach gerade mal einer halben Stunde habe ich schon erstaunlich viel dazu gelernt. Ich entschließe mich kurzerhand, meine ganz persönliche Fastenaktion umzubenennen: „Sieben Wochen Scheitern!“

Denn eines ist mir klar geworden. Die Welt ist noch nicht so weit, dass ich einfach so problemlos hundertprozentig nachhaltig leben kann. Es zu versuchen ist trotzdem sinnvoll. Denn mit jedem Scheitern werde ich mir eines Problems bewusst, das die Menschheit lösen kann – und ich kann dabei helfen.  

Georg von Rechenberg

Mecklenburgische Jugendvertretung - Georg von Rechenbach unten rechts mit Hut! © Mecklenburgische Jugendvertretung